Über die Jahre sind viele Manuskripte über meinen Schreibtisch gewandert, in verschiedenen Positionen, in verschiedenen Verlagen. Einige Projekte sind mir besonders im Gedächtnis geblieben und liegen mir nach wie vor am Herzen. Hier eine kleine Auswahl:
Dorothea Steinlechner-Oberläuter: »Mein Donauschwabien« (Tandem, 2018)
Die große Geschichte im Kleinen erzählen, ihr ein sehr persönliches Gesicht geben: Die bemerkenswerten Erinnerungen und Reflexionen der Autorin zu Flucht und Vertreibung sind heute, leider, immer noch aktuell.
Wolfgang Nešković (Hg.): »Der CIA-Folterreport« (Westend, 2015)
Projektmanagment at its best: 822 Manuskriptseiten, 13 Übersetzer, 12 Tage (und Nächte) Zeit für Übersetzung, Redaktion und Satzreife – der Hammer!
Jörg Menno Harms, Wilfried Mödinger: »FührungsPerspektiven« (Haufe, 2012)
Dröges Fachbuch, das muss nicht sein! Ein unternehmerisches Thema einmal ganz anders darstellen, spannende Inszenierung statt langweiliger Textwüste, Leser neugierig auf ein wichtiges Thema machen – das wollten Herausgeber und Verlag mit »FührungsPerspektiven«. Dafür nehme man: ein kreatives Buchkonzept, inhaltlich starke Beiträge und eine attraktive Gestaltung.
Marc Beise, Eberhard Wolf: »Viel Geld haben« (Econ, 2010)
Schon immer wollte ich ein Buch mit Eberhard Wolf, damals Art Director der Süddeutschen Zeitung, machen. Beide mussten wir dafür zu neuen Ufern aufbrechen, Entstanden ist dabei ein Finanzlexikon, frech getextet von Marc Beise, aufwändig gestaltet von Eberhard Wolf – fast ein bibliophiles Muss.
Kevin Roberts: »Der Lovemarks-Effekt« (mi, 2008)
Beim Stöbern in einer Londoner Buchhandlung entdeckt, begeistert von der attraktiven Aufmachung und überzeugt von der Aussage, die Rechte von einem kleinen US-Verlag eingekauft, mit der Werbeagentur Saatchi & Saatchi einen tollen Projektpartner für die deutschsprachige Ausgabe gewonnen und mit dem Autor eine tolle Buchpräsentation in Frankfurt veranstaltet.
Jonas Ridderstråle, Kjell Nordström: »Karaoke-Kapitalismus« (Redline, 2005)
Business meets Rock – das Cross-over von Themen hat mich schon immer fasziniert. Von den beiden schwedischen Business-Gurus genial umgesetzt. Mein Leitsatz daraus: »Don't imitate, innovate!«
Was außerdem spannend war: Den Autor zum ersten Gespräch an geheimem Ort in schusssicherer Weste zu treffen. Mit dem Medienanwalt in einer langen Nacht mit vielen Pizzakartons den Text rechtlich abzusichern. Dem Manuskript, für das wenige Wochen vor Abgabe keine Gliederung stand, eine lesenswerte Struktur zu geben. Das Projekt, bei dem sich Autor und Verlag verkracht hatten, über alle Widrigkeiten zu einem glücklichen Ende zu führen. Die Autobiografie des prominenten Künstlers jenseits der starren Chronologie zu einer sinnlichen Begegnung zu machen. Eine ungewöhnliche Self-Publishing-Idee bei ihrem raketenmäßigen Start zu begleiten.